Kindheit und Schulzeit

Ich bin in Haselünne, einer Kleinstadt im Nordwesten Deutschlands, aufgewachsen. In unserer Region sprechen viele Leute neben Hochdeutsch auch Plattdeutsch. Als Kind bewunderte ich immer Kinder, die zweisprachig erzogen wurden, weil mir nicht bewusst war, dass Plattdeutsch auch eine eigene Sprache (auch wenn der Status bis heute umstritten ist). Deshalb machte ich es mir zur Aufgabe, von klein auf Fremdsprachen zu lernen. Es begann mit Englisch in der 5. Klasse. In der 7. Klasse kam dann Französisch und in der 11. Klasse Latein hinzu.

Verbindung zu den USA

Als ich 17 Jahre alt war, reiste ich zum ersten Mal in die USA. Das Land hat mich schon immer fasziniert, da einige meiner Vorfahren in den 1920ern und 1950ern nach Amerika ausgewandert waren. Schon als kleines Mädchen wollte ich meine Verwandten auf der anderen Seite des Großen Teichs und den „American Way of Life“ kennenlernen. Natürlich reichte ein 3-wöchiger Urlaub in den USA nicht aus, um mir alles beizubringen, was es über das Land zu lernen gab. Aus diesem Grund entschied ich mich, nach dem Abitur für ein Jahr als Au Pair in die USA zu gehen. Dort lebte ich mit einer deutschen Familie in einem Vorort von Washington D.C. Ich durfte also nicht nur auf fünf zauberhafte Kinder aufpassen, sondern konnte auch noch hautnah miterleben, was es bedeutete, ein Einwanderer in 1. bzw. 2. Generation in den USA zu sein. Das war wirklich sehr interessant für mich. Als es dann an der Zeit war, mich zu entscheiden, länger zu bleiben oder nicht, fiel mir die Entscheidung nicht besonders schwer. Ich beschloss, noch ein weiteres Jahr dranzuhängen, und zog zu einer amerikanischen Familie in New Jersey. Auf diese Weise hatte ich die Möglichkeit, zu erfahren, wie das Leben einer Familie aussieht, die tief in Amerika verwurzelt ist. Abgesehen von dem umfangreichen Einblick in die amerikanische Kultur, konnte ich auch meine Englischkenntnisse erheblich verbessern und erweitern. 

Ausbildung, Arbeit und Studium

Nach meiner Rückkehr nach Deutschland fing ich umgehend meine Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin für Englisch, Französisch und Spanisch an der KLA in Bremerhaven an. Der Hafen der Stadt war einmal einer der größten Ausgangspunkte für viele Europäer, die nach Amerika auswanderten. Es gibt dort außerdem eines der besten Museen zum Thema Migration – das Deutsche Auswandererhaus. Irgendwie hatte es den Anschein, als wenn ich genau dort meine Ausbildung machen sollte, wo meine Vorfahren vor Jahrzehnten ihre Reise begonnen hatten.

Nachdem ich meine Ausbildung erfolgreich abgeschlossen hatte, fand ich eine Stelle in Bremen. Eine meiner Aufgaben war es, Broschüren und anderes Infomaterial vom Deutschen ins Englisch und vom Englischen ins Deutsche zu übersetzen. Dadurch entwickelte ich ein leidenschaftliches Interesse an Übersetzung. Daraufhin nahm ich all meinen Mut zusammen, kündigte meinen unbefristeten und gut bezahlten Job und begann ein Übersetzungsstudium. Dazu musste ich von Bremen ganz nach Germersheim in Rheinland-Pfalz ziehen. 

Übersetzerkarriere und Ahnenforschung

Als Teil meines Bachelor- und Masterstudiums in Übersetzung an der Universität Mainz in Germersheim absolvierte ich ein Praktikum bei der Übersetzungsagentur Anja Jones Translation in Newquay, Großbritannien. Während dieses Praktikums konnte ich wertvolle Praxiserfahrung sammeln und erhielt einen Einblick in die Arbeit eines professionellen Übersetzers. Da das Unternehmen sehr zufrieden mit meinen Übersetzungsfähigkeiten war, wurde mir angeboten, von Deutschland aus weiter für sie zu übersetzen. Ich habe mich natürlich über das Vertrauen in meine Fertigkeiten gefreut und war dankbar für diese große Möglichkeit. So bin ich dann zur freiberuflichen Übersetzerin geworden.

Ich setzte mich zum ersten Mal mit Ahnenforschung auseinander, als mich meine Verwandten aus den USA baten, ein paar deutsche Briefe aus den 1920ern und 1930ern für sie zu übersetzen. Als angehende Übersetzerin habe ich selbstverständlich sofort zugesagt. Als die Briefe ankamen und ich den Umschlag öffnete, musste ich allerdings feststellen, dass ich keine Ahnung hatte, was dort stand. Die Briefe waren in einer komischen Handschrift geschrieben und ich war frustriert, weil ich sie nicht lesen konnte. Deshalb beschloss ich, mir die alte deutsche Handschrift selbst beizubringen. Es dauerte ein ganzes Weilchen, bis ich die unbekannten Buchstaben entziffern konnte, die kaum noch jemand in Deutschland lesen oder schreiben kann. Mit viel harter Arbeit und Disziplin habe ich es am Ende doch geschafft und konnte dann auch die alten Briefe transkribieren und übersetzen. Auf diese Weise konnte ich meinen Verwandten in Amerika die verborgenen Informationen endlich zugänglich machen. Dieses Projekt hat unsere Familie viel näher gebracht. 

Da diese Arbeit so bereichernd war, entschied ich, mich auf diesem Gebiet zu spezialisieren und anderen, die Probleme mit der alten deutschen Handschrift haben, meine Transkriptions- und Übersetzungsdienstleistungen anzubieten. Es ist ein schönes Gefühl anderen dabei zu helfen, ihren Wurzeln näher zu kommen und mehr über ihre Familiengeschichte zu erfahren. Ich hätte mir keinen besseren Beruf aussuchen können!